Systemisch: was ist das?

Die Grundlage systemischer Theorie ist der Konstruktivismus.
Jeder Mensch ist ein System und in Systeme eingebunden. Jeder Mensch beschreibt seine eigene Landkarte und konstruiert seine eigene Realität. Ereignisse und Probleme sind nur im Kontext sozialer und personaler Bezüge und Zusammenhänge zu verstehen. Systemisches Denken muss daher kontextabhängig und ganzheitlich sein. So lassen sich in der Beratung zu Konflikten, Ereignissen, Krisen und Verletzungen gegensätzliche oder ähnliche Versionen von Handeln und Denken erarbeiten, die plausibel sind und das eigene Handeln/Denken verändern und erweitern.

In der Beratung gibt es keine Bewertung von schlecht/falsch/böse/schuldig und auch keine von gut/richtig/recht. Es gibt keine einfachen Kausalzusammenhänge, die man standardisieren kann. Statt dessen gibt es die Fragen nach der Bedeutung eines Problems. Es gibt die Frage nach möglichen Erklärungen dafür, warum wer an manchem Problem unbedingt festhalten mag. Und die Frage nach Lösungen, die dem einzelnen in seinen Lebensbezügen gangbar erscheinen.

Methodisch versucht die systemische Beratung an der Landkarte des anderen anzudocken, ihn zu verstehen und sich durch Zirkularität weiteres Verständnis zu verschaffen. Aus der Grundidee, dass ein Individuum so, wie es ist, angenommen wird, dass es autonom und einzigartig ist, ergeben sich in der Beratung Wohlwollen, Wertschätzung und Respekt, Toleranz und Unterstützung. Der Berater lehrt nicht oder dringt nicht auf Veränderung - er setzt Interventionen und gibt Impulse.

Systemisches Arbeiten weitet den Blick und führt hin zu einer Betrachtung größerer Zusammenhänge. Es zeigt Alternativen im Handeln auf und schafft dadurch Freiräume. Es ist zukunftsorientiert und bahnt die Möglichkeit an, dass sich Menschen neu ausrichten, neu strukturieren und organisieren können.